Waldarbeiten im Naturschutzgebiet?

Der heiße und trockene Sommer 2015 hat im Hardtwald besonders der Kiefer stark zugesetzt. Forstbezirksleiter Sebastian Eick und Revierförster Gunter Glasbrenner gingen kürzlich im Walldorfer Gemeinderat näher auf die Probleme ein, die auch die Sandhäuser Waldgebiete betreffen dürften. Der Gesundheitszustand der Kiefer sei sehr schlecht, betonte Eick. Nach seinen Aussagen sollen im Stadtwald insgesamt 700 Festmeter abgestorbene Kiefern geschlagen werden. Er rechne damit, dass die Kiefer auch in Zukunft auf den trockenen Dünenstandorten Probleme haben werde, sagte er  und sprach sich für eine Rückführung zu laubholzreichen Beständen aus.

   Wie Eick berichtete, erstellt die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg für das Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt bis 2018 ein Waldkonzept. Außerdem soll eine „Düne“ mit 0,5 Hektar Offenfläche auf dem Maulbeerbuckel bei der Waldschule in Walldorf entstehen. Der Forstbeamte lobte die intensive und einvernehmliche Zusammenarbeit mit dem NABU und dessen Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) im Rahmen des Projekts Lebensader Oberrhein. Auflichtung finde nur da statt, wo die Kiefer wächst, wertvolle Laubgehölze wie die Eiche sollen geschont werden. Mit dem Klimawandel finde eine Veränderung des Waldes statt. "Uns ist es sehr wichtig, dass die Erfahrungen des NABU-Instituts einfließen", sagte Eick.

   In die Pflegemaßnahmen am Maulbeerbuckel soll die benachbarte Waldschule, eine Grund- und Werkrealschule, im Rahmen der Umweltbildung eingebunden werden, ähnlich wie in Sandhausen, wo die Schüler des Friedrich-Ebert-Gymnasiums seit Jahrzehnten in die Pflege der Pferdstriebdüne eingebunden sind.

Doch stellen Forstarbeiten mit schwerem Gerät nicht im wahrsten Sinne des Wortes eine Belastung für den Boden dar, weil dieser verdichtet und dadurch auf Jahre beeinträchtigt wird? Bei dieser Frage vergleicht NABU-Landesvorsitzender Andre Baumann die heimischen Sandböden gern mit einem Ikea-Bällebad um zu verdeutlichen, dass sie sich nicht verdichten ließen. In den bewaldeten Sandgebieten der Schwetzinger Hardt geht es darum, erst Platz für typische Sandrasenbewohner zu schaffen, die sich in den Sandhäuser Schutzgebieten ja bereits etabliert haben.

    Mit schwerem Gerät durchforstet wurde kürzlich auch das teilweise bewaldete Sandhäuser Naturschutzgebiet Zugmantel-Bandholz. Dort, wo seltenen Pflanzen wie Wohlriechende Skabiose oder Rotes Waldvögelein mit ihren empfindlichen unterirdischen Überdauerungsorganen wachsen, oder Wildbienen und Grabwespen ihre Brutröhren angelegt haben, müsse man etwas genauer hinschauen, mahnen Mitglieder des Nabu Walldorf-Sandhausen und raten zu etwas mehr Rücksicht seitens der Forstbehörden.

heb