„Sandhäuser Sandkuchen“ gab es für die Referenten der VHS-Exkursion dieses Jahr von Andrea Reith. Den Anfang machte der scheidende „Dünenpapst“ Manfred Löscher dessen mitgebrachte Poster mit
geologischen Profilen schon etwas abgegriffen waren. Sie seien von Schülern angefertigt worden „bei denen sich die Arreststunden angesammelt hatten“.
Vor 13 000 bis 11 500 Jahren sei Sand aus der Rheinaue geweht und entlang der Flussterrasse teils meterhoch abgelagert worden, berichtete der Geologe. Später wurden die Binnendünen besiedelt
beziehungsweise als Viehweide genutzt, so auch der Pferdstrieb, der seinen Namen der früheren Nutzung verdankt.
Dort wo die Dünen umgeschichtet wurden sei kalkhaltiger Sand an die Oberfläche gelangt, genau das richtige für kalkliebende Raritäten. Zum Beweis schickte Löscher einen Schüler los: „Kratz ein
bisschen Sand da drüben zusammen!“ Als der pensionierte Lehrer den Sand in die bloßen Hände nahm und der Schüler verdünnte Salzsäure darauf tröpfelte schäumte es kräftig - ein einfacher Nachweis
für den Kalkgehalt.
Der Versuch sei nicht zur Nachahmung empfohlen, warf ein Teilnehmer ein, doch Löscher bemerkte nur lapidar: „Wenn man genügend Hornhaut hat…“ Scherzhaft sprach er von einer „Maßnahme gegen
vorzeitiges Altern“ worauf Jemand belustigt einwarf: „Entkalken?“
Schlagfertig konterte Löscher: „Sie können das gern ausprobieren, ich stelle Ihnen das Mittel zur Verfügung.“
In den siebziger Jahren habe er den Naturschutz noch nicht auf dem Schirm gehabt, bekannte Löscher, der neben Geographie auch Sport unterrichtet hatte, und ergänzte: „Ich wollte nur kräftig für
Bewegung sorgen.“ Der Fuß der Düne wurde damals noch als Bolzplatz und zum Partyfeiern genutzt. Doch bevor es an die Leibesübungen ging musste Löscher mit den Schülern erst die Glasscherben
wegräumen.
Aus dieser Aktion entwickelte sich der Sandhäuser Dünenputz als Institution und langjährige Naturschutzmaßnahme, bei der Schüler unter Anleitung regelmäßig Robinienwurzeln und Brennnesseln
herausrissen und so die Düne, die 1986 unter Naturschutz gestellt wurde, offen hielten.
Löscher deutete auf die selbst gefertigten Bildtafeln, die den Schülern als Anschauungs
objekte dienen und dankte Naturschutzwart Peter Weiser, der dafür Makroaufnahmen von den typischen Arten der Düne zur Verfügung gestellt hat.
Weiser, der sich auch im NABU Walldorf-Sandhausen engagiert, übernahm den botanischen Teil der Exkursion. Er betonte die immense Artenvielfalt gerade im Vergleich zu landwirtschaftlichen Flächen
in der Umgebung. Diese Vielfalt gebe es nur noch in Naturschutzgebieten, die anderweitig nicht genutzt werden können.
Von den einst ausgedehnten Flugsandgebieten seien in Sandhausen nur noch relativ kleine Reste übrig. Es sei wichtig diese zu erhalten, auszudehnen und zu vernetzen. Der Verkehr führe durch den
Stickstoffeintrag dazu, dass der magere Boden angereichert werde und sich konkurrenzstarke Pflanzen durchsetzen, so Weiser.
Der Biologe zeigte, dass sich dort wo vor einiger Zeit die Moosschicht abgeschoben wurde, eine Art Sandsteppe entwickelt hat. Der „Steppenroller“ etwa ist hier zu finden, eine sparrige Pflanze
die sich zur Fruchtreife von der Basis löst. Man kennt sie aus Western, wo sie als dramatisches Element eingesetzt durch die Szene rollt.
Die Sandhäuser Düne sei in ganz Baden-Württemberg der einzige Standort, auf dem die Sand-Silberscharte wächst, sagte Weiser und zeigte mit der silbrig behaarten Blattunterseite woher die Pflanze
ihren Namen hat.
Die Teilnehmer teilten eine ganze Reihe eigener Beobachtungen mit, von der Efeu-Sommerwurz, die neben der Sparkassen in Sandhausen wächst, bis hin zur Pfaffenhütchen-Gespinstmotte, die ganze
Büsche kahl frisst und einspinnt. Doch auch vor Ort konnten sie Einiges entdecken: das lila Berg-Sandglöckchen, die blauflügelige Ödlandschrecke, aromatisch duftenden Sand-Thymian, die
unscheinbare Sand-Radmelde, die es landesweit nur in Sandhausen gibt und vereinzelte Exemplare des wilden Spargel.
Auch den eingezäunten Teil Pferdstrieb-Nord, auf dem keine Schüler-Pflegetrupps aktiv sind, durfte die Gruppe betreten. Weiser zeigte, dass es dort dennoch keinen aktuellen Pflegenotstand und
keine Verbuschung gibt. An der Abrisskante der Düne konnte er dutzende Nisthöhlen von Wildbienen zeigen. Gefunden wurde auch ein Horst der seltenen Sandstrohblume und dazu das noch seltenere
Sandstrohblumeneulchen, ein kleiner Schmetterling, der wegen der starken Anbindung an die Futterpflanze überall dort stark gefährdet ist, wo auch diese im Rückgang begriffen ist. Beim
Bebauungsplan für das angrenzende Neubaugebiet seien die Naturschutzverbände nicht gefragt worden, bedauerte Weiser. Zierpflanzen könnten in das Naturschutzgebiet einwandern und die Dünenpflanzen
verdrängen. Immerhin habe die Gemeinde bei den Straßenlaternen Leuchtmittel gewählt, die nicht so stark auf die Umgebung streuen und Nachtfalter nicht so sehr anziehen. Auf Dauer werden es aber
schwierig sein den Standort zu halten.
Den Alten Friedhof in Sandhausen bezeichnete der Naturschutzwart ebenfalls als schützenswert, da auch dort viele der Dünenpflanzen vorkommen.
Sabine Hebbelmann
Exkursion mit NABU-Mitglied Peter Weiser
Vor der Pferdstriebdüne in Sandhausen begrüßt Andrea Reith seitens der Volkshochschule Südliche Bergstraße den Biologen und ehrenamtlichen Naturschutzwart für die Sandhäuser Schutzgebiete Peter Weiser. Es ist die erste von inzwischen zwei jährlich stattfindenden Exkursionen der VHS, die sich mit diesem überregional bekannten Sand-Biotop beschäftigen.
Die Teilnehmer laufen - mit Genehmigung der oberen Naturschutzbehörde - über Teppiche aus trockenem Moos, die unter ihren Schritten zerbröseln. Auf den ersten Blick sieht der Sandrasen trist und vertrocknet aus und unter der dünnen Schicht Humus kommt immer wieder der nackte Sand zum Vorschein.
Inmitten dieser Kargheit aber gibt es viel zu entdecken. Filigrane Horste von Blaugrünem Schillergras und Silbergras, gelbgrüne Blüten der Steppen-Wolfsmilch, Heideschnecken, die sich vor der
Hitze des Bodens auf die Stängel des Feld-Beifuß geflüchtet haben und vereinzelte zart-violette Blüten der Sprossenden Felsennelke.
An einer Stelle hat sich das Gewöhnliche Nadelröschen mit seinen hübschen gelben Blüten ausgebreitet. „Der Name täuscht, das ist eine echte Rarität und alles andere als gewöhnlich“, betont Weiser
und lenkt den Blick auf die verholzten nur einige Zentimeter hohen Stiele. Der Zwergstrauch blühe nur vormittags und werfe dann die Blütenblätter ab.
Der Biologe macht auch aufmerksam auf unscheinbare Raritäten wie das Ohrlöffel-Leimkraut mit seinen charakteristischen Grundblättern, auf Rosetten der seltenen Sand-Silberscharte oder auf die zahlreichen Exemplare des Kegelfrüchtigen Leimkrauts, die bereits außergewöhnlich früh verblüht sind.
Eine Frau bemerkt, dass sich Brombeerbüsche an der Straße breitmachen. Autoverkehr und Hunde sorgten für Nährstoffeintrag, daher sei hier die Vegetation anders, erläutert Weiser. „Das wird mit dem Neubaugebiet nicht besser.“
Auch der Klimawandel ist Thema. Insektenkundler John F. Burton berichtet aufgeregt von seinen Beobachtungen des aus Mittelamerika eingeschleppten Stahlblauen Grillenjägers. Ein Räuber könne sich
nur mit seinem Beutetier ausbreiten, betont er. Ideale Beute für die schwarz gefärbte Grabwespe sei die Südliche Eichenschrecke, die sich aufgrund des zunehmend warmen Klimas in Deutschland
ausbreite. „Wenn Sie eine schwarze Wespe sehen wäre es nett, wenn Sie uns das mitteilen könnten“, sagt Weiser und verweist zur Kontaktaufnahme auf die von ihm betriebene Seite
www.duene-sandhausen.de. Die erste Meldung geht schon kurz darauf ein als die Gruppe die eingewanderte Wespe entdeckt und beobachtet, wie sie Grashalme für ihr Nest sammelt.
„Bienen und Grabwespen sind nah verwandt und in den Sandgebieten gibt es an die hundert verschiedene Arten“, berichtet Weiser. Auf und neben dem sandigen Weg, der über die Düne führt, schwirren
zahlreiche Exemplare umher. Darunter findet sich die Kreiselwespe, die an den großen grünen Augen leicht zu erkennen ist. Sie schaufelt Sand hinter sich wie ein scharrender Hund, um den Eingang
zu ihrer Wohnröhre freizulegen.
Begeistert erzählt Weiser von seinen Beobachtungen der Heuschrecken-Sandwespe bis Jemand ruft: „Hier ist sie - sie hat eine Heuschrecke gefangen!“ Fasziniert beobachten die Umstehenden wie die
Grabwespe mit dem charakteristisch roten Hinterleib die Beute in ihre Höhle schleift.
Nach zwei Stunden Führung auf vergleichsweise kleinem Raum sind die Teilnehmer von dem eigentümlichen Leben auf der Düne fasziniert. Jemand sagt: „Vielen Dank, das war sehr interessant die Dünen
einmal so zu sehen.“
Beim Stadtradeln mit dem NABU ging es auch um Flächen auf dem Friedhof
Mit einer eigenen Tour beteiligte sich der NABU Walldorf-Sandhausen an der Aktion Stadtradeln. Dazu konnten die Teilnehmer an ausgewählten Stationen etwas über den Zustand der heimischen Natur
erfahren.
Für den NABU leitete Gerhard Mayer die Tour, die auf dem Friedhofsparkplatz startete. Er freute sich, dass trotz des unbeständigen Wetters zahlreiche Teilnehmer erschienen waren. Auf dem Friedhof
legte er bereits den ersten Stopp ein und fragte: „Wie lassen sich Flächen naturnah gestalten?“ Die Antwort fand sich nur wenige Meter entfernt: Eine üppig blühende Wiese mit Wiesensalbei bildet
ein Kontrastprogramm zum kurzgeschorenen grünen Rasen.
„Wir stellen uns vor, dass man den Rasen auch als Blumenwiese gestalten kann“, sagte der Alt-Stadtrat. Die Blütenpracht entstehe wenn auf häufiges Mähen sowie den Einsatz von Dünger und
Pestiziden verzichtet wird. „Das ist weniger Aufwand für die Stadt als wenn man den Rasen kurz hält“, betonte er. Barbara Kuhn, die neue Schriftführerin der NABU-Ortsgruppe, sah das ganz ähnlich:
„Das ist doch toll, man spart Kosten und es sieht auch noch toll aus.“
Diskutiert wurden dabei Fragen der Zugänglichkeit und der Trend zur Urnenbestattung, die weit weniger Platz in Anspruch nimmt als ein herkömmliches Begräbnis. Laut dem 2. Vorsitzenden Peter
Schmitt gehe es bei den Blühwiesen vor allem um die Ersatzflächen, die auf Jahre hinaus nicht gebraucht würden.
Weitere Stationen waren die Waldweide, der Saupferchbuckel, wo Günter Keim etwas über Aufbau und Bewuchs der Düne sagte, ein artenreicher Magerstandort bei der Autobahnauffahrt und vom
Natternkopf blau gefärbte Straßenböschungen bei der SAP.
Die informative Tour machte deutlich: Naturbelassene Brachflächen und Blühwiesen dienen als Trittsteine zur Förderung von Artenvielfalt und sind von großer Bedeutung im Hinblick auf das viel
diskutierte Insekten- und Artensterben.
Sabine Hebbelmann
Eine Exkursion zur Sandhäuser Pferdstriebdüne bietet Naturschutzwart Dr. Peter Weiser am 9. Juni von 10 bis 12 Uhr über die VHS an. Treffpunkt ist der Parkplatz bei der Düne (verlängerte Seegasse)
Hier geht's zur -> Anmeldung bei der VHS
Die trockenen Magerstandorte und Feuchtbiotope der Region dienen als Trittsteine zur Förderung von Artenvielfalt und Naturentwicklung und sind von großer Bedeutung im Hinblick auf das viel
diskutierte Insekten- und Artensterben. Im Rahmen der Aktion Stadtradeln werden am 12. Juni auf einer Wegstrecke von rund 13 Kilometern verschiedene Ziele rund um Walldorf
angefahren. Zur Teilnahme an der Fahrradexkursion trifft man sich ab 17.45 Uhr auf dem Friedhofsparkplatz am Ende der Hauptstraße in Walldorf. Abfahrt
ist um 18.00 Uhr.
Bei Regen fällt die Veranstaltung aus.
Beim Kampf ums Überleben sind viele Arten aufeinander angewiesen
Sandhausen. Die Sandhäuser Schutzgebiete liegen Naturschutzwart Peter Weiser am Herzen und so führt er die Interessierten, die seiner recht spontanen Einladung zur Exkursion gefolgt sind, durch den Wald zur „Pflege Schönau“.
Zwei „Waldbrettspiel“ genannte Schmetterlinge tanzen umeinander in den Sonnenstrahlen, die durch die Bäume fallen und ein Zaunkönig macht seine geringe Größe durch Lautstärke wett. Auf der Ausgleichsfläche, wo der Wald noch lichter wird, flattert das Kleine Wiesenvögelchen umher, kein Vogel sondern ein weiterer Schmetterling.
Als zusätzliches Anschauungsmaterial hat der Hobbyfotograf einige Tafeln mit Fotos von Dünenbewohnern mitgebracht. „Für den Artenschutz kann es auch mal gut sein, Bäume zu fällen“, erklärt Weiser. Denn die echten Dünen-Raritäten finden sich bevorzugt in den offenen Bereichen, dort wo Hitze und Trockenheit über dem sandigen Untergrund so extrem sind, dass kaum Konkurrenz zu fürchten ist. Nur die Robinie, die im Gebiet gerade prächtig blüht, stellt mit ihren langlebigen Samen eine Gefahr dar, denn auch sie kommt mit trockenen mageren Standorten sehr gut zurecht.
In Begleitung des Naturschutzwarts darf die Gruppe was sonst nicht erlaubt ist: Den niedrigen Zaun übersteigen und das Gebiet betreten. Um das Ovalblättrige Sonnenröschen flattert der Kleine Sonnenröschen-Bläuling, eine Rote-Liste-Art. Nicht weit entfernt findet sich ein Horst der Sand-Strohblume, seltene Futterpflanze für einen noch selteneren Nachtfalter, der Sandstrohblumeneulchen heißt. Schmetterlinge und ihre Nahrungspflanzen gehören zusammen, das weiß auch Naturforscher John F. Burton, der lange für den BBC gearbeitet hat und dessen besonderes Interesse den Insekten gilt. Burton berichtet, dass in Großbritannien der Sonnenröschen-Bläuling die Nahrungspflanze gewechselt hat und die Raupen inzwischen Storchschnabelgewächse fressen. Den Großen Bocksbart, dessen gelbe Blüten sich um die Mittagszeit schließen, kennt er unter der Bezeichnung „Jack-go-to-bed-at-noon“.
Auf den Dünen lasse sich gut beobachten wie eine Art von der anderen abhängt, bemerkt Weiser, der sich auch im örtlichen Naturschutzbund (Nabu) engagiert. Allgemein sei die Artenvielfalt in den Dünengebieten weit größer als im dichten Wald oder auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen.
Die Gruppe wechselt auf die andere Seite des Weges, die offen zugänglich ist. Eine Joggerin läuft statt durch den losen Sand über den festeren Sandrasen. „Der Weg wird immer breiter“, stellt der Biologe fest, schickt aber hinterher, dass für Insekten wie Sand-Laufkäfer und Sand-Bienen auch offene Stellen wichtig seien.
Ein Imker hat seine Bienenkästen direkt am Rand der „Pflege Schönau“ bei den Robinien aufgestellt. Weiser sieht das kritisch, da er Konkurrenz für die im Naturschutzgebiet beheimateten Wildbienen fürchtet. Denn anders als diese sei die Honigbiene nicht wählerisch. Ihn ärgert, dass in Naturschutzgebieten das Gewohnheitsrecht gilt und beispielsweise in Nußloch ein Imker 40 bis 50 Bienenkästen auf den Trockenrasen stellen darf. Bei der Diskussion ums Bienensterben und die Bestäubungsleistung von Bienen sollten die Wildbienen mehr in den Blick genommen werden, findet er.
Am Vortag hatte Weiser auf einer alten Kiefer erstmals eine Heidelerche entdeckt. Dieser Vogel, der früher häufig war, sei inzwischen eine echte Rarität. Erst neulich habe er eine Familie beim Picknicken auf der Fläche angetroffen, berichtet der Naturschutzwart und betont: „Die Heidelerche hat hier nur eine Chance wenn sie nicht gestört wird.“
Sabine Hebbelmann
Fast fünfzig Interessierte sind der Einladung des Grünen Kreisverbandes Kurpfalz-Hardt zu einer Exkursion mit Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann in die Sandgebiete zwischen Walldorf und Sandhausen gefolgt.
„Was für Ruanda der Berggorilla, ist für die Kurpfalz die vom Aussterben bedrohte Sand-Silberscharte“, bemerkt Baumann, dem als Schwetzinger und vormaligem Nabu-Landeschef die heimischen Sandbiotope
besonders am Herzen liegen. Das Land sei gegenüber der EU verpflichtet, bestimmte seltene Arten zu erhalten, „sonst gibt es einen Blauen Brief aus Brüssel.“
Dank gemeinsamer Anstrengungen von Land, Naturschutzbund (Nabu), Forst und Kommunen habe sich der Erhaltungszustand der Sandrasen auf Binnendünen verbessert - die Ampel sei von rot auf gelb gesprungen.
Kreisvorstandssprecher und Lehramtsstudent Maximilian Himberger leitet an der Waldschule in Walldorf eine Arbeitsgemeinschaft, welche die Naturschutzmaßnahmen auf dem nahen Maulbeerbuckel aktiv begleitet. Seine Schüler hat er zu kurzen Texten über die Dünen je ein Bild malen lassen und stellt nun das selbst gestaltete Spiel vor. „Wer hat Lust mitzumachen?“ fragt er und schickt - ganz Pädagoge - augenzwinkernd hinterher: „Ansonsten bestimme ich Jemanden.“ Auf zweigeteilten Karten findet sich auf einer Seite eines der Kinderbilder oder ein Foto, auf der anderen ein Text. Es gilt, diese „Dominosteine“ so zusammenzulegen, dass Bild und Text zusammenpassen.
„Aufpassen!“, ruft der angehende Lehrer auf dem Weg zum Sandbuckel plötzlich. Jemand hätte beinahe
auf die Rosette der Wohlriechenden Skabiose, getreten, eine streng geschützte Dünenpflanze, die im Sommer zartviolett blüht. „Hier muss man auf dem Weg bleiben, das sag ich auch immer meinen Schülern“, so Himberger. „Wir wollen von klein auf für die heimische Natur sensibilisieren“, ergänzt Lorenz Kachler,
Rektor der Waldschule.
Himberger informiert, dass demnächst ein Handlauf den Weg über den Maulbeerbuckel vorgibt und eine Tafel über schützenswertes informiert. Laut Forstbezirksleiter Sebastian Eick wird es auch den Hinweis geben, dass Hunde - besonders in der Brutzeit - an die Leine zu nehmen sind. Die Stadt Walldorf habe sich verpflichtet, das Gebiet nach Ablauf des Nabu-Projekts Lebensader Oberrhein in den forstlichen Revierdienst zu übernehmen und für die Erhaltung zu sorgen.
„Wir brauchen Flächen, auf denen die Natur Vorrang hat“, betont Baumann. Auch wenn sie nicht immer einsichtig sind - sprechen Sie Hundebesitzer an, die ihre Hunde im Naturschutzgebiet frei laufen lassen!“,
appelliert er an die Teilnehmer. „Je mehr das tun desto besser.“ Förster und Ehrenamtliche im Naturschutz solle man mit dieser undankbaren Aufgabe nicht allein lassen.
Wie zum Beweis schimpft eine Hundebesitzerin kurz darauf im Naturschutzgebiet „Zugmantel-Bandholz“ lauthals drauflos als sie gebeten wird, ihren Hund anzuleinen.
Tatsächlich sind die Raritäten der Sanddünen wenig spektakulär und oft erst bei genauem Hinsehen zu entdecken. Baumann zeigt das winzige Sand-Vergissmeinnicht und das Frühlings-Hungerblümchen, die früh im Jahr blühen, die trocken-heiße Jahreszeit überdauern und sich so an die extremen Standortbedingungen angepasst haben.
Zu sehen ist auch die Graue Zackenmütze, die am Stuttgarter Neckartor als Mooswand eingesetzt wird um den Feinstaub aus der dreckigen Luft zu filtern. Zahlreiche kleine Wildbienen verschiedener Arten fliegen herum oder verschwinden in unterirdischen Gängen im Sandboden.
Am Hardtbach weist Naturschutzwart Peter Weiser darauf hin, dass man hier im Sommer mit etwas Geduld die seltene Libellenart Grüne Flussjungfer beobachten kann.
Die größte Fraktion im Landtag habe sich den Naturschutz auf die Fahnen geschrieben, versichert Staatssekretär Baumann. Nachdem die Naturschutzverwaltung lange ausgedünnt worden sei, habe sie 255 neue Stellen geschaffen. Doch ohne die ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten und
Naturschutzwarte gehe es nicht.
Baumann geht auch ein auf den Streit um die L 600 bei Sandhausen-Bruchhausen und das als Ersatzausgleichsmaßnahme geplante Naturschutzgebiet am Brühlweg. Hier werde auf rund 30 Hektar je zur Hälfte lichter Kiefernwald und Sandrasen entstehen. Da die offenen Bereiche nicht größer als
ein Hektar sein dürfen entstehe eine mosaikartige Landschaft. „Ich gehe davon aus, dass in Kürze das Naturschutzgebiet ausgewiesen wird“, sagt er. Das neue Sandbiotop zwischen Pferdstriebdüne und Zugmantel-Bandholz soll für Austausch zwischen den kleinen Populationen sorgen, sagt Baumann und ergänzt: „Wir wollen Isolation verhindern, denn von Königshäusern und Pharaonen wissen wir: Inzucht
ist nicht gut.“
Sabine Hebbelmann
Die wenig bekannte Düne im Norden von Sandhausen
Zur Pflege Schönau führt ein kleiner Pfad, der zunächst am Waldfriedhof und der dahinter gelegenen extensiv bewirtschafteten Wiese vorbei führt. Diese Magerwiese ist sehr artenreich und beherbergt neben vielen Schmetterlingsarten auch eine kleine Population an Zauneidechsen.
Auf der Pflege Schönau selbst können die Teilnehmer sich ein Bild von den aktuellen Pflegemaßnahmen machen. Der Kiefernforst im Süden des Gebietes wurde aufgelichtet und der Oberboden soweit abgetragen, dass nun wieder der Sand zutage tritt.
Trotz des relativ kalten Frühjahrs lassen sich einige Charakterarten auf den Sandrasen auffinden. Zypressen- und Steppenwolfsmilch, die Echte Hundszunge ebenso wie Silbergras und Blaugrünes Schillergras. Das Frühlings-Fingerkaut bildet gelbe Polster, und an einer Stelle blüht das Sand-Steinkraut ebenfalls üppig gelb.
Die Teilnehmer erfahren von den verschiedenen Strategien der Dünen-Pflanzen, die trockenen und heißen Bedingungen auf der Düne zu überleben. Der Reiherschnabel zum Beispiel bildet eine Pfahlwurzel aus, die als Speicherorgan dient. Viele Pflanzen verfügen über eine dichte Behaarung, um den Wasserverlust herabzusetzten. Mauerpfefferarten wie der Scharfe Mauerpfeffer oder die Felsen-Fetthenne verfügen über verdickte fleischige Blätter. Und Spezialisten wie die Weiße Sommerwurz schmarotzen auf anderen Pflanzen - in diesem Fall auf dem Sand-Thymian – und bilden selbst kein Chlorophyll mehr. Die knospende Bocks-Riemenzunge, eine wärmeliebenden Orchidee, die erst vor wenigen Jahren auf der Pflege Schönau aufgefunden wurde, ist ein Highlight der Exkursion.
Exkursionsleiter Peter Weiser zeigt den Teilnehmern eindrucksvoll, wie artenreich der blühende Weißdorn ist: dort können ohne großen Aufwand Rosenkäfer und andere Käfer gefangen werden, ebenso wie Krabbenspinnen, die dort auf Beute lauern. Etliche Schwebfliegen und Wildbienen umschwirren mit feinem Summen die blühenden Büsche. Die Insekten und Spinnen werden natürlich nach einer kurzen Vorführung wieder auf den Busch gesetzt.
Auch der eingezäunte Weg durch die Pflege Schönau erlaubt interessante Beobachtungen. Neben Springspinnen ist hier auch der Dünen-Sandlaufkäfer zu beobachten.
Im Rahmen des Tages der offenen Gärten bietet der NABU Walldorf-Sandhausen am 25. Juni 2017 (14 Uhr) eine Exkursion ins Naturschutzgebiet Zugmantel Bandholz an, das vom NABU Garten in Walldorf aus zu Fuß leicht zu erreichen ist.
Die ehemalige Sandgrube Zugmantel Bandholz wurde 1995 als Naturschutzgebiet ausgewiesen, nachdem sich in den Jahren nach Aufgabe des Sandabbaus an der Sohle der ehemaligen Sandgrube eine interessantes Feuchtgebiet ausgebildet hatte.
Wegen Absinkens des Grundwasserspiegels ist der ursprünglich Reichtum an Amphibien und seltenen Vögeln nicht mehr in dem Masse vorhanden. Dennoch birgt das NSG auch heute noch eine interessante Mischung aus feuchten und trockenen Standorten mit einer vielfältigen Flora und Fauna.
Bei sonnigem Wetter sollten Wildbienen, Grabwespen und Dünen-Sandlaufkäfer zu beobachten sein. An den Böschungen trifft man Silbergras, Steppen-Wolfsmilch und Sand-Thymian an.
Dauer der Exkursion ca. zwei Stunden.
Wolfsmilchspanner - Bocks-Riemenzunge - Gewöhnliche Hundszunge - Cnephasia-Raupe - Totenkopf-Schwebfliege auf Weißdorn - Gehöckerte Krabbenspinne mit Beute - Platterbsen-Wicke - Rotköpfiger Feuerkäfer - Zauneidechse, Männchen - Blindschleiche
Exkursion am 6. Mai 2017 auf die Pflege Schönau
Treffen ist am Samstag, den 6. Mai 2017, um 10:00 Uhr auf dem Parkplatz am Waldfriedhof Sandhausen.
Wir werden ca. einen Kilometer zur Pflege Schönau laufen, wo wir unter anderem die neuen Pflegemassnahmen in Augenschein nehmen können.
Im Mai blühen dort bereits einige Spezialisten, wie die Steppen-Wolfsmilch, das Sand-Steinkraut, aber auch die Zypressen-Wolfsmilch. Bei warmen Wetter sind auch typische Insekten zu beobachten.
Bei Dauerregen findet die Exkursion nicht statt.
Anmeldung unter 06224/922499 oder via email peter_weiser(at)t-online.de - oder einfach vorbeikommen.