Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben die in Deutschland vom Aussterben bedrohte Bekassine zum „Vogel des Jahres 2013“ gekürt. In
Deutschland leben heute nur noch 5.500 bis 6.700 Brutpaare, nur eine Handvoll davon noch in Berlin.
„Die Bekassine hätte tatsächlich guten Grund, sich zu beschweren, denn mit Mooren und Feuchtwiesen und Verlandungszonen schwindet ihr Lebensraum zusehends. Es wird allerhöchste Zeit, die letzten
Moore in Deutschland streng zu schützen – auch im Interesse des Klimaschutzes. Gleiches gilt für Feuchtwiesen. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass der Grundwasserspiegel abgesenkt und Flächen
entwässert, Grünland umgepflügt, Ackerkulturen wie Mais für Biogasanlagen großflächig angebaut, Torf abgebaut und Wiesen aufgeforstet werden“, sagt NABU-Vizepräsident Helmut Opitz.
Heute sind 95 Prozent der heimischen Moore bereits zerstört und 90 Prozent des Grünlandes in Deutschland intensiv bewirtschaftet. Dies hat entsprechende Auswirkungen auf den Bestand der
Bekassine, die bislang in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg noch am häufigsten anzutreffen ist.
Moore, Feuchtwiesen und Verlandungszonen sind Lebensräume, die in Berlin nur selten zu finden sind. Aus diesem Grund gehört die Bekassine zu den vom Aussterben bedrohten Brutvögeln in Berlin. Nur
in einem Naturschutzgebiet, den Gosener Wiesen im Berliner Südosten, wurden in den letzten Jahren noch balzende Bekassinen beobachtet. Allerdings ist nicht bekannt, ob es in Berlin erfolgreiche
Bruten gibt. Aus ehemals von dieser Limikolenart besiedelten Gebieten, wie dem Tegeler Fließtal und den Müggelheimer Wiesen, fehlen schon seit Jahren Brutbeobachtungen. Häufiger kann man diesen
auffallend, langschnäbligen Vogel während der Zugzeit in den Falkenberger Rieselfelder, Lietzengrabenniederung sowie an sumpfigen Rändern verschiedener Gewässer beobachten. Durch die Vernässung
dieser Gebiete entstanden potentielle Brutgebiete für Bekassine oder auch den Kiebitz.
Ein zentrales Merkmal der Bekassine ist der spektakuläre Balzflug der Männchen mit einem lautstarken „wummern“, das wie ein Meckern klingt. Der Laut entsteht während des Sturzfluges durch den Wind, wenn der Vogel die beiden äußeren Schwanzfedern abspreizt. Die Männchen steigen auf meist 50 Meter Höhe in scharfem Zickzackflug steil auf, um dann jäh zur Seite abzukippen. Dieser Kunstflug ist besonders gut von März bis Mai zu beobachten. Der mit sieben Zentimetern überproportional lange und gerade Schnabel ist ihr auffälligstes Kennzeichen. Bekassinen stochern mit ihm tief im weichen Boden, um Kleintiere zu orten und zu ertasten. Neben Würmern, Schnecken und Insekten stehen auch Sämereien und Beeren auf dem Speiseplan. Die meisten in Deutschland heimischen Bekassinen sind Kurzstreckenzieher: sie verbringen den Winter in Südfrankreich, Spanien und Portugal.
NABU und LBV verfolgen seit Jahren die Strategie des Flächenkaufs für den Naturschutz und übernehmen die fachkundige Betreuung von Schutzgebieten. Dadurch konnten bereits viele Gebiete als
Lebensräume für den Vogel des Jahres 2013 gerettet werden. Aber jeder kann helfen, indem er sich für den Moorschutz einsetzt und nur noch torffreie Blumenerde verwendet.
5. Oktober 2012
Die kontaktfreudige Dohle ist meist in Gruppen oder mit ihrem Partner unterwegs. Auf Nahrungssuche oder auf ein lautstarkes „Schwätzchen“ vor dem Schlafengehen schließt sie sich gern Saat- oder Rabenkrähen an. Unter ihnen fällt sie vor allem durch ihre geringere Größe auf, denn Dohlen sind die kleinsten Vertreter der Rabenvögel mit schwarzem Federkleid.
Bis heute teilt sie das Schicksal ihrer schwarz gefiederten Verwandten: Früher galt sie als Unglücksbringer, der Krankheiten wie die Pest und damit den Tod ankündigte. Auf mittelalterlichen Abbildungen sind Dohlen häufig zusammen mit Hexen zu sehen. Studien des Verhaltensforschers Konrad Lorenz über ihre Lernfähigkeit und Intelligenz haben viel dazu beigetragen, dass die Dohle an Sympathie gewann. Die Geschichten über seine frei fliegenden Dohlen fanden ein breites Publikum, das von dem hoch organisierten Sozialleben dieser Art beeindruckt war. Dem Image der Dohle hat dies tatsächlich geholfen.
Teils aus Unwissenheit oder Gedankenlosigkeit, teils aus Absicht zerstörten Hausbesitzer bei Renovierungen oder Gebäudesanierungen in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Brutplätze der Dohle. Viele Gemeinden vergitterten oder verschlossen Einflugmöglichkeiten in Kirchtürmen. Die Dohle ist jedoch dringend auf Nistplätze in unseren Siedlungen angewiesen, denn die Populationen der Baum- und Felsbrüter sind zusammengebrochen. Nur in unseren Dörfern und Städten in direkter Nachbarschaft zu uns Menschen können wir ihr eine Zukunft bieten.
In Deutschland brüten nach gegenwärtigem Stand rund 100.000 Dohlenpaare. Nahezu aus allen Regionen werden rückläufige Zahlen gemeldet. Deshalb steht die Dohle in mehreren Bundesländern auf der
Roten Liste der gefährdeten Vogelarten oder auf der Vorwarnliste. In Brandenburg ist die Art nach jahrzehntelangen Rückgängen inzwischen vom Aussterben bedroht. Nur im Nordwesten Deutschlands
halten sich noch größere und stabile Bestände.
Mit der Wahl zum Vogel des Jahres 2012 rückt die Dohle ins Rampenlicht. NABU und LBV zeigen in diesem Jahr, wie wir ihr im Siedlungsbereich helfen und wichtige Nahrungsgrundlagen in der
Kulturlandschaft erhalten können. Auch für die wenigen verbliebenen Fels- und Baumbrüter setzen wir uns ein. Am Beispiel der schlauen Dohle wollen wir zudem eine Lanze brechen für die oft zu
Unrecht geschmähten Rabenvögel.
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, haben heute in Berlin den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) zum „Vogel des Jahres 2011“ gekürt. Der früher weit verbreitete und recht häufige Singvogel mit dem namensgebenden ziegelroten Schwanz ist heute in vielen Regionen selten geworden. Besonders im Westen Deutschlands ist er aus zahlreichen Dörfern und Kleinstädten verschwunden. Immer weniger Gärten genügen heute noch seinen Ansprüchen.
„Im Jahr des Gartenrotschwanzes wollen wir auf die Gefährdung dieses farbenprächtigen Vogels aufmerksam machen und zeigen, dass oftmals schon mit einfachen Mitteln neue Lebensräume wie Streuobstwiesen geschaffen werden können", sagte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz. Gartenrotschwänze brauchen Nisthöhlen, wie sie vor allem in alten Obstbäumen zu finden sind. Streuobstwiesen zählen daher zu den typischen Lebensräumen. Mit ihren hochstämmigen Obstbäumen, die ein hohes Alter erreichen können, bieten sie sowohl geeignete Brutplätze als auch die notwendigen Sitzwarten, von denen die Vögel nach Insekten jagen.
Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern haben den Kormoran zum „Vogel des Jahres 2010“ gewählt. Die beiden Verbände wollen sich damit offensiv für den Schutz des Kormorans einsetzen, der nach seiner Rückkehr an deutsche Seen, Flüsse und Küsten wieder zu Tausenden geschossen und vertrieben wird. So werden jedes Jahr in Deutschland rund 15.000 Kormorane getötet.